Der Großteil der Fläche war für das Parken von Autos reserviert. Es gab keine Grünflächen sowie 5 Zu- und Abfahrten.
Referenzen
MB 110
von der gesichtslosen Stadt
zum urbanen Zentrum
Inmitten des ursprünglich dörflichen Charakters von Liefering hat sich im Laufe der Jahre entlang der Münchner Bundesstraße eine gesichtslose Gewerbezone entwickelt. Statt Stadträume zu schaffen, besteht die Bebauung aus einer kontextlosen Anordnung von Gebäuden. Das Projekt MB110 | Bierbrunnen verleiht diesem gesichtslosen urbanen Kontext Struktur.
Der Bauplatz des Projektes befindet sich an der Münchner Bundesstraße zwischen der Autobahnausfahrt „Salzburg-Mitte“ und der Staatsgrenze zu Deutschland. Dieser, historisch als „Lieferinger Spitz“ bekannte Standort befindet sich am Kreuzungspunkt zwischen der Münchner Bundesstraße, dem Forellenweg und der Lieferinger Hauptstraße. Zusätzlich verengt sich an dieser Stelle der vierspurige Straßenabschnitt zu einer dreispurigen Straße hin zum Verkehrsknotenpunkt Salzburg Mitte. Die Lage ist geprägt von hohem Verkehrsaufkommen und täglichen Staus entlang der Haupteinfahrtsachse in und aus der Landeshauptstadt. Um diese Situation zu entlasten, hat das Land Salzburg einen Ausbau und eine Lückenschließung der vierspurigen Straße zwischen der Grenze Freilassing und Salzburg Mitte vollzogen. Begleitend zu den vier Autospuren wurden beidseitig jeweils ein Geh- und Radweg, der Salzburg und das im angrenzenden Bayern liegende Freilassing verbindet, errichtet. Dafür mussten zwei der drei Bestandsgebäude auf dem Bauplatz abgerissen werden und ein Teil des Grundstückes ans Land abgetreten werden.
Das neue Gebäude, das in Form eines L-Baukörpers entsteht, schafft eine architektonische Verschränkung zwischen dem urbanen Gewerbegebiet, der stark befahrenen Hauptverkehrsachse und der dahinterliegenden, kleinstrukturierten Einfamilienhaussiedlung. Die Staffelung der Geschosse ist terrassiert und konzentriert sich auf die nach innen liegenden Bereichen. Durch die von der Straße abgewandte Zone entstehen Lärm- und Immissionsschutzbereiche für die Wohnungen. Durch die Positionierung und Anordnung der Volumina schützt das neue Gebäude nicht nur die eigenen Wohnungen vor den Einflüssen der Straße, sondern verbessert auch die Situation für die dahinterliegende, kleinstrukturierte Nachbarschaft.
Richtung Münchner Bundesstraße und Kreuzungsbereich kragt der Baukörper aus und definiert das städtische Geflecht entlang der Verkehrsachse als dreidimensionalen Straßenraum. Die technisch aufwendigen Auskragungen tragen zur Gestaltung eines „Landmarks“ bei, das dieser städtebaulich relevante Platz verdient. Die städtebauliche Kante des anliegenden Objektes in Richtung Freilassing wird aufgenommen und durch einen Knick im Gebäude in den weiteren Straßenverlauf geleitet. Die Volumina der Auskragung erhöhen sich in Richtung Kreuzungsbereich und vollziehen bewusst keinen weiteren Knick zur Bebauung auf der anderen Seite des Forellenweges.
Zusätzlich wird neu errichtete Geh- und Radweg teilweise überdeckt, wodurch sich ein geschützter, galerieartiger Bereich für die sich im Erdgeschoss befindlichen Geschäftsräumlichkeiten bildet. Dies erhöht die Attraktivität des Straßenzuges insgesamt und auch die Qualität der Nutzung umweltfreundlicher Mobilität. Das Gebäude ist als multifunktionales Stadthaus konzipiert und beinhaltet mehrere Büroeinheiten, Geschäftslokale sowie 34 Wohnungen. Ein 20 Jahre altes Bestandsgebäude wurde bis zum dritten Vollgeschoss überbaut.
Das im Zuge des Projektes entwickelte Mobilitätskonzept und die nahe gelegene Bushaltestelle bieten den Nutzern des Gebäudes viele Möglichkeiten für die Verwendung von emissionsarmen Fortbewegungsmitteln als einfache Alternative zum Auto. Die Errichtung dieses Bauvorhabens ermöglicht den Ausbau der Münchner Bundesstraße um eine zusätzliche Spur für den KFZ-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr auf beiden Seiten der Straße, was aufgrund der Positionierung der bestehenden Gebäude auf der zukünftigen Verkehrsfläche sonst nicht möglich wäre.
Die drei Parzellen waren ursprünglich fast vollständig für den ruhenden Verkehr versiegelt und besaßen fast keinen Grünraum. In Zuge der massiven Nachverdichtung wurden die Außenflächen so konzipiert, dass sie trotzdem wesentlich mehr Grünflächen besitzen als zuvor. So wurden zwei Baumreihen gepflanzt und an der Straße abgewandten Seite staffelt und steigert sich der Baukörper mit vertikalen Gärten zum Dachgarten. Dieser dient als Aussichtsplateau auf zwei Ebenen und bietet Sichtachsen in die Berge sowie zum historischen Stadtkern. In Kombination mit den beiden Wasserflächen auf dem öffentlichen Platz und dem Gastgarten sowie den hellen Oberflächen leistet der Bierbrunnen einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung lokaler Wärmeinseln.
Aufbau
01
Bestand
02
Ausbau der Bundesstrasse
Um die Straße zu erweitern und um einen beidseitigen Fuß- und Radweg hinzuzufügen mussten zwei der drei Bestandsgebäude abgebrochen werden. Die Anzahl der Zu- und Abfahrten konnte auf eine für das Bauvorhaben und eine für den Nachbarn in zweiter Reihe reduziert werden.
03
Situierung der Baumassen
Das neue Volumen wird über den Bestand errichtet. Im Bereich zur Straße ragt das Gebäude ab dem zweiten Obergeschoss wieder über die abgetretene Fläche hinaus.
04
Terrassierung
Die Form terrassiert sich der Abstandsregel von drei viertel der Höhe folgend nach oben hin und schafft somit Freiflächen für jeden Wohnung. Am Inneneck wurde der Mindestabstand kreisförmig gerundet.
05
Mischnutzung
Das Gebäude ist zweigeteilt. Im Sockel und im der Straße zugewandten Teil sind gewerbliche Flächen situiert. An der lärmberuhigten Innenseite wurden Wohnungen errichtet.
06
Bauweise
Der Bestand wurde in Holzbauweise mit betonierten Tragachsen, die an der Tragstruktur des Bestandes ansetzen, ausgeführt. Der Hauptbaukörper ist ein Massivbau, die Auskragungen ein Stahlbau mit eingehängten Hohldielen und Massivholwänden.
07
Erscheinung
Das Gebäude hat zwei Gesichter. An der Außenseite zur vielbefahrenen Bundesstraße eine Alu-Verbundfassade und an der Innenseite und an den Dächern eine möglichst große Durchgrünung des Baukörpers. Vor- und hinter dem Gebäude wurden jeweils eine Baumreihe gepflanzt.
08
Dachnutzung
Am Dach des Gebäudes ist ein Kinderspielplatz situiert. Auf der unteren Ebene sorgt ein „begrüntes Zimmer“ für geborgenere Bereiche, auf der oberen Ebene gibt es eine Spielwiese, umrahmt von einer intensiven Begrünung und einer Bienenweide. Zwischen den Ebenen gibt es eine Rutsche.
GEWERBE
Repräsentative Geschäfte & Büros
Repräsentative Flächen zur Münchner Bundesstraße mit State-of-the-Art Ausstattungen und high-speed Internet und ein Rundherum, das sich sehen lassen kann.
2.200+
Nutzfläche
14
Einheiten
WOHNEN
34 Wohnungen mit Freiraum
Bewusst kleine Wohnungen für Starter und Singles mit Terrassen und Freiräumen auf der abgewandten Seite der Straße mit durchdachtem Mobilitätskonzept.
1.500+
Nutzfläche
34
Einheiten
Bilder zum Projekt
Alle News zum Projekt
Daten & Fakten
Typologie
Bei dieser Immobilie handelt es sich um eine Mixed-Use-Immobilie mit ca. 60% gewerblichen Flächen und 40% Wohnungen mit einer Gesamtnutzfläche von ca. 3.800 m² zzgl. KFZ-Stellplätze und TG-Stellplätze.
Projektlaufzeit: 2018-2023
Ein Salzburger Landmark
Das Stadthaus wird neu gedacht. Das MB vereint State-of-the-Art Wohnen mit einem topmodernen Gewerbekomplex in einem Gebäude. 34 Wohnungen, 14 gewerbliche Flächen, über 70 Stellplätze, 2 Carsharing Fahrzeuge, eine hauseigene Gastronomie und über 120 hochwertige Fahrradstellplätze werden für die Mieter:innen geboten.
Das Projekt wurde auch mehrfach ausgezeichnet und gilt mit seinen Annehmlichkeiten als Best-Practice Case für Mobilität.